Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen (2. Thessalonicher 3, 10). Dieser Satz des Apostels Paulus kommt schroff herüber. Der gleiche Paulus schrieb den Galatern ins Stammbuch, einer solle des andern Lasten tragen (Gal 6, 2). In der Tat gehört die gegenseitige Zuwendung und Hilfe zum Zentrum christlichen und auch jüdischen Glaubens. Viele wohltätige Institutionen sind aus den Kirchen heraus entstanden. Aber die biblische Botschaft erschöpft sich nicht darin. Und mit Verlaub: Eine Gesellschaft aus lauter Almosenempfängern zerbricht an der simplen Logik der Ökonomie. Hinzu kommt, dass Arbeit die Menschen erfüllt und ihnen wohltut. Deshalb ist der Weckruf an die Arbeitsverweigerer so schroff.
Allerdings können auch Systemfehler zur Arbeitsscheu verführen. Viele Sozialhilfeempfänger sind Migranten, die noch kaum etwas ins System einbezahlt haben. Eine Familie bezieht unter Umständen über 6000 Franken pro Monat steuerfrei, also eine Summe, die andere Leute nicht einmal durch Arbeit erreichen. Die Sozialisten in allen Parteien finden das richtig. Nun haben sie einen neuen Parteigänger: Donald Trump wollte mit dem Cares Act, einem Teil des Corona-Hilfspakets, die Wirtschaft unterstützen und den Konsum stimulieren. Wer seinen Job verloren hat, bekommt 600 Dollar pro Woche. Hinzu kommen Zuwendungen des Gliedstaates. Das summiert sich in Massachusetts auf über 4600 Dollar monatlich, im ärmlichen Mississippi auf 3250. Unzählige Leute kehren jetzt nicht in ihren Job zurück, weil er weniger einbringt als die Staatsgelder. Ist es gerecht, wenn Müssiggang mehr einbringt als der Job? Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788–1860) war der Ansicht, die Aufgabe der Staaten sei es, «der grenzenlosen Ungerechtigkeit der Menschen Schranken zu setzen». Die russisch-amerikanische Denkerin Ayn Rand (1905–1988) sagte es deutlicher: «Wenn Sie sehen, dass [. . .] Korruption belohnt und Ehrlichkeit bestraft wird, dann wissen Sie, dass Ihre Gesellschaft vor dem Untergang steht.»
Weltwoche 27/2020