Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen. Siehe, Neues ist geworden. (2. Korinther 5,17, Lutherbibel) – Manche Bibelsprüche wirken verstaubt und abgestanden. Dieser hier knüpft an den menschlichen Hunger nach dem Neuen an. Ohne ab und zu etwas Neues wäre das Leben unerträglich. Dass das Alte schon vergangen ist, befreit von der Besorgnis, dass wir irgendwann hoffnungslos veralten. Dem stellt Paulus einen blühenden Frühling entgegen. Der Frühling ist ein Gleichnis für Aufbrüche. Zwar erneuert nicht jeder angekündigte Frühling die Umstände wirklich. Mancher Liebesfrühling endete weniger romantisch als er begann. Oftmals kehrt das Verbrauchte zurück. Auch damals beim Prager Frühling und beim Arabischen Frühling. Nachhaltige Neuordnungen gab es gleichwohl: nach den Napoleonischen Kriegen; nach dem Zweiten Weltkrieg; in den USA nach dem Bürgerkrieg; nach dem Zerfall der Sowjetunion.
In Christus sind noch grössere Kräfte am Werk als diejenigen, die zwar Grosses bewirken, aber doch den Tod nicht überwinden können. Seine Kraft ist die Kraft der göttlichen Liebe, die in der Frühe des Ostermorgens einen neuen Menschen, den Auferstandenen, hervorgebracht hat. Erst in diesem Lichte erfahren wir, was hoffnungslos veraltet ist: Alles, was Gottes gutem Willen zuwider läuft. Veraltet sind der Hass und der Eigennutz mit den dazugehörigen Ausreden. Es gab Menschen, die andere in den Tod rissen. Jesus tut das Umgekehrte: Er reisst den veralteten Menschen in die Auferstehung hinein. Siehe, Neues ist geworden. Siehe? Betrachte ich mich selbst, seh ich wenig davon. Der Blick auf die eigene Person greift zu kurz. Ebenso wie alles Kluge, das wir uns selber sagen können. Klüger ist es, auf Christus zu blicken, und in seinem Reden, in seinem Heilen, in seiner Auferstehung zu entdecken, dass es um uns gut bestellt ist. Die christliche Hoffnung richtet sich darauf, dass Gott über alles Veraltete und über den Tod hinaus mit uns geht und uns verwandelt.