Eine richtige Waage und richtige Gewichtssteine sollt ihr haben, ich bin der Herr. (Leviticus 19,36) – Dass im biblischen Gesetz eine solche Bestimmung steht, zeigt, dass Tausch und Handel schon vor Jahrtausenden gang und gäbe waren, und dass der Bschiss beim Güteraustausch zur Versuchung werden kann. Ehrlichkeit fördert den Handel und damit den Frieden. Deshalb haben wahre Masse göttliche Autorität. Beim Einkaufen vertraue ich darauf, dass die Waagen stimmen. Abgewogen wurde zu biblischen Zeiten auch das Geld, also Gold und Silber. Geprägte Münzen wurden zuweilen nicht gewogen, sofern die Ausgabestelle vertrauenswürdig war.
Die ursprünglichen Geldwerte waren Gewichtsangaben: Pfund, Peso, Lira; in der Bibel Lot, Schekel und Talent. Das Pfund war ein Pfund Silber, damals nicht 500 Gramm. Bei 320 Gramm müsste ein Pfund Sterling heute rund 180 Franken wert sein. Sein Wert beträgt 1,25 Franken. Ähnliche und grössere Wertverluste erlitten auch die anderen Währungen.
Der Grund dafür liegt in der Abkehr vom Goldstandard im 20. Jahrhundert. Ungedecktes staatliches Papiergeld verdrängte die Golddeckung. Seither können die Notenbanken die Zinsen drücken und die Geldmenge beliebig aufblähen – angeblich um die Wirtschaft in Schwung zu halten. Das ist keineswegs ihre Aufgabe. Die EZB kauft heute uferlos staatliche Schrottpapiere zusammen, um Staats- und andere Bankrotte abzuwenden. Damit stützt sie veraltete Strukturen, enteignet die Sparer, treibt sie in Immobilien und Sachwerte, heizt den Konsum und die Umweltbelastung an und schmälert die Renten der Nachkommen. Bei der räuberischen Umverteilung lässt Mario Draghi die Mafiabosse weit hinter sich. Eine wirtschaftliche Flaute würde Anpassung, Normalisierung und sparsamen Umgang mit den knappen Gütern bewirken. Das wäre heilsam und durchaus erträglich. “Pflanzen hat seine Zeit und ausreissen hat seine Zeit.“ (Prediger 3,2) Wer ein bisschen Gottvertrauen hat, würde auf die Falschmünzerei der Notenbanken gerne verzichten.
Weltwoche 7/2017