Einige Pharisäer sagten zu ihm: … Zieh fort von hier, denn Herodes will dich töten. Und er sagte zu ihnen: Geht und sagt diesem Fuchs: Gib acht! Ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen heute und morgen, und am dritten Tag bin ich am Ziel. (Lukas 13,31f) – Bekanntlich billigte Jesus der Obrigkeit bis hin zum Kaiser eine Aufgabe als Ordnungskraft des Gemeinwesens zu. Gebt dem Kaiser, was des Kaiser ist … Weniger bekannt ist, dass Jesus seinen Landesherrn Herodes einen Fuchs nannte. Auf den hätten sogar gröbere Tiervergleiche gepasst. Aber es ging Jesus nicht darum, dem Politiker moralische Noten zu erteilen. Vielmehr soll deutlich werden, dass die Obrigkeit selbst dann eine Aufgabe hat, wenn ihre Paläste mit Füchsen besetzt sind.
In der Bibel gelten Füchse als listige Raubtiere, die man verachtet, und die der Prophet Ezechiel mit den Lügenpropheten vergleicht (13,4). Die Verbreitung des Rotfuchses reicht von Eurasien bis nach Nordafrika, seine Verwandten sind bis in die Arktis und nach Südamerika anzutreffen. Das zeigt sein enormes Anpassungsvermögen. Manche Leute erleben es hautnah, wenn Füchse in ihren Garten einwandern. Zu den literarischen Bestsellern der Reformationszeit gehörte die Geschichte von Reineke: Dieser Fuchs und Übeltäter rettet sich durch Lügengeschichten und Bosheiten aus allen prekären Lagen und wird am Ende zum Regierungschef ernannt. Füchse sehen hübsch aus, was auch für viele Politiker und vielleicht noch mehr Politikerinnen gilt. Das Evangelium erwähnt die Füchse noch ein zweites Mal: Die Füchse haben Höhlen, … der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. (Lukas 9,58) Das ist nicht auf Politiker gemünzt, passt auf manche von ihnen: Ihre Politik dreht sich um ihre private Wohlfühlhöhle. Die Fuchsquote in den politischen Gremien ist eine Dunkelziffer. Sie lässt sich in Wahljahren senken. Entscheidend ist, dass wir unterscheiden können zwischen der legitimen Autorität des Staates und seinen listigen Sachwaltern.
Weltwoche 17/2019