Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. (Genesis 1,27) – Schon im ersten Schöpfungsbericht kommen die beiden Geschlechter vor, und im zweiten noch prominenter. Ist die Gottebenbildlichkeit so eng mit Mann und Frau verknüpft, so ist offenbar auch Gott in sich selbst nicht einsam.
Jeder Mensch ist anders als die andern, aber nur Mann und Frau unterscheiden sich strukturell und funktional. Diese Unterscheidung hat grundlegende biologische Funktionen und macht den Menschen zum Gemeinschaftswesen. Die Sippe beziehungsweise Familie enthält das höchste Potential an Solidarität und Zukunftschancen für die Kinder. Auch wer allein lebt, begegnet der Welt als Mann oder Frau. Unzählige Hymnen besingen himmlische Liebeserfahrungen. »Mann und Weib, und Weib und Mann, reichen an die Gottheit an«, hören wir in Mozarts Zauberflöte. Die Gleichsetzung mit Gott wäre ein Missverständnis, denn Mann und Frau mitsamt ihren beglückendsten Erlebnissen gehören zur Schöpfung und sind völlig irdisch. Die Geschlechtlichkeit ist – wie die Sprache und die Kultur – ein Ausdruck menschlicher Begrenzung.
Es gibt Menschen, die mit ihrem Geschlecht nicht leicht zurechtkommen, sei es weil sie intersexuell geboren sind, sei es aus biografischen Gründen. Ihr Abweichen von der Norm darf kein Grund sein, sie zu diskriminieren. Ebenso wenig soll es jedoch dazu verleiten, die Geschlechtlichkeit rundweg zur Disposition zu stellen. Die Gendertheorie behauptet, die Gebärfähigkeit sei der einzige Unterschied zwischen Mann und Frau, und alles andere sei künstlich aufgesetzt. Inzwischen ist das Gender-Mainstreaming in der UNO als Leitprinzip verankert und auf EU-Ebene als rechtlich verbindlicher Auftrag festgeschrieben. Als ob jeder Mensch sein Geschlecht wählen könnte. Der alte Machbarkeitswahn findet immer wieder seine Spielwiesen, hier dank moderner Medizintechnik. Die Weisheit und Wahrheit der Bibel kann vor solchen tragischen Irrwegen bewahren.
Weltwoche 9/2017