Die alttestamentliche Erzählung beginnt damit, dass Jona der sündhaften Grossstadt Ninive die Strafe Gottes predigen soll. Anstatt den Auftrag zu erfüllen, haut er ab und fährt per Schiff in die Gegenrichtung nach Tarschisch. Dieser Pfarrer drückt sich also vor seiner Aufgabe. Aber Gott meldet sich zurück durch einen gefährlichen Sturm. Auf dem Multikulti-Schiff betet jeder verzweifelt zu seinem Gott – vergeblich. Als der Kapitän den schlafenden Jona entdeckt, fordert er ihn auf, ebenfalls seinen Gott anzurufen. Der Sturm wütet weiter. Schliesslich warfen sie das Los, um die Ursache des Unheils zu ermitteln. Es traf Jona. Mit seiner Zustimmung warfen sie ihn über Bord, worauf der Sturm sich legte. Gott erbarmte sich seines treulosen Dieners und schickte einen grossen Fisch, um ihn zu verschlucken. Diese höllische Erfahrung brachte Jona zur Besinnung, und er versprach Besserung. So ein Pfarrer ist schwer verdaulich. Der Fisch musste sich übergeben und spuckte ihn an Land. Nun weibelte Jona schnurstracks nach Ninive, um die Strafpredigt endlich zu halten. Gleich darauf fiel er in die menschlichen Schwächen zurück und freute sich auf den Spektakel, wenn die Metropole untergehen würde. Die Bevölkerung war jedoch einsichtig und tat Busse, und Gott rückte von seinem Vorhaben ab. Darauf hätte Jona eigentlich eine tolle Predigt über die Gnade Gottes halten müssen. Stattdessen jammerte er – typisch Kirche – über die Umweltzerstörung und die Erwärmung. Auf seinem Plätzchen hatte er nämlich den Schatten einer Rizinuspflanze genossen. Der Rizinus verdorrte wegen eines Schädlings, sodass die Sonne ihm auf den Kopf stach. Der trotzige Pfarrer Jona macht sich lächerlich. Und Gott macht sich lustig über ihn. Aber er lässt ihn nicht fallen, so wenig wie die lasterhaften Grossstädte.
Weltwoche 15/2021