Landwirtschaft

Wieder anderes fiel auf guten Boden und brachte gute Frucht. (Matthäus 13,8) – Um die Verhältnisse im Reich Gottes anschaulich zu machen, redete Jesus in Gleichnissen. Manche beziehen sich auf die Landwirtschaft. Die Leute wussten, dass auf dem Feld, im Garten und im Stall stets der Misserfolg lauert. Das zeigt sich im Gleichnis vom Sämann. Aber in der Regel kommt es gut heraus. Darin spiegelt sich die Verheissung auf die gute Zukunft mit Gott. Landwirtschaftliche Erfahrungen sind elementare Lebenserfahrungen.
Als die Industrie die Wertschöpfung der Landwirtschaft überflügelte und die Bauernhöfe nicht mehr rentierten, begann der Staat, die Landwirtschaft zu unterstützen. Die Verfassung begründet dies mit der Versorgung der Bevölkerung, der Erhaltung und Pflege der Landschaft sowie der dezentralen Besiedlung. Diese Ziele wurden trotz enormer Aufwendungen verfehlt. Der Selbstversorgungsgrad erreicht kaum 60%, die mittelländische Landschaft ist vielerorts öde, die Pflanzenvielfalt erbärmlich und die Zahl der Betriebe sinkt seit Jahrzehnten. Angesichts der Gesamtkosten von jährlich 20 Milliarden Franken ist das keine Erfolgsgeschichte. Dennoch sind die Bauern tüchtige Leute, und dennoch spiegelt die Hoffnung auf die Ernte das Vertrauen auf Gott. Und sie befähigt zum Risiko. Sie sollte nicht vom Vertrauen in den Staat verdrängt werden. Er plustert sich gerne als Schöpfer und Erlöser auf und tut so, als könne er Güter und Werte aus dem Nichts herbeizaubern. Homöopathische Beiträge und Anreize mögen richtig sein. Das trifft genauso auf andere Lebensbereiche zu, wo der Staat als Übervater auftritt, etwa auf die medizinische Versorgung, die Erziehung und den öffentlichen Verkehr. Und man erinnere sich: Gott nachzuäffen ist die Kernkompetenz des Teufels.
Weltwoche 35/2021

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