Friede – aus der Sicht von 2018

Unter dem Titel Friede auf Erden schrieb ich für die Weltwoche (50/2018) im Dezember 2018 die nachfolgende Kolumne, die inzwischen aktuell geworden ist.

Amen, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich bei niemandem in Israel gefunden. (Mat 8,10) Ein Offizier dient Jesus als Vorbild für den Glauben. Wie er seinen Soldaten zutraut, dass sie seine Befehle erfüllen, traut er Jesus die Kräfte zu, seinen gelähmten Knecht durch das Wort zu heilen. Der Link zwischen militärischer und göttlicher Befehlsgewalt irritiert. Obwohl das Evangelium Friede auf Erden verheisst, verurteilt es das Militär nicht. Schon das Alte Testament enthält auf diesem Gebiet missliebige Aussagen, etwa dass sowohl der Krieg als auch der Frieden seine Zeit hat. (Kohelet 3,8)
Bald kann Europa auf 75 Jahre fast ohne Krieg zurückblicken. Wie wunderbar! Dennoch ist der Krieg nicht unmöglich geworden. Europa lebt seit Jahrzehnten über seine Verhältnisse und dürfte eines Tages in Verknappungen schlittern. Ausserdem ist Russland zu seiner alten Gewohnheit zurückgekehrt, auf andere überzugreifen, weil die eigene Wertschöpfung nicht ausreicht. Im Krieg geht es wörtlich darum, dass der Angreifer etwas «kriegt». Das Kriegsrisiko nimmt zu. Was kann ein friedliebendes Land wie die Schweiz tun? Seine Behörden haben die Aufgabe, die Bevölkerung zu schützen. Neben der Diplomatie braucht es eine Verteidigungsarmee. Sie ist ethisch unproblematisch. Ein Krieg darf uns nicht überrumpeln. Deshalb ist der Zeitpunkt gekommen, die Armee aufzustocken. Ich höre die Einwände: Unnötig! Kein Geld! Lieber mehr für Gesundheit und Soziales ausgeben! – Hier ist Tiefenschärfe gefordert. Seit 1990 sind die Bundesausgaben um 125% gestiegen. Die Verteidigungsausgaben sind um 15 % gesunken. Die Kosten für die soziale Wohlfahrt wurden um über 250 % erhöht. Jetzt haben wir ökonomisch gute Verhältnisse. Das ist die beste Gelegenheit, Gelder (vor allem) von der sozialen Wohlfahrt auf die Verteidigung umzulegen. Die präzise Verwendung müssen militärische Fachleute ermitteln. Gottes Friedensverheissung zeigt die Richtung an. Aber der irdische Friede war noch nie ohne Anstrengungen zu haben.

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