Und die Grenze im Westen ist das grosse Meer und die Küste. Das ist die Grenze der Nachkommen Judas, nach ihren Sippen ringsumher. (Josua 15,12) – Als die Klimaerwärmung ein Thema war, las man oft über die Hockeyschlägerkurve. Die grafische Darstellung der Erwärmung und des Co2- Ausstosses zeigen eine solche Form. Ähnlich sehen andere statistische Grafiken aus, so die der Weltbevölkerung, der Lebenserwartung, der Wohnfläche pro Person, der Geldmenge, des Einkommens pro Kopf, der Staatsquote und der Immobilienpreise. Diese Kurven zeigen, dass der Homo sapiens innert weniger Generationen seine Ansprüche explosiv ausgedehnt hat. Er schaffte auch Landesgrenzen ab, erschloss oder beseitigte Urwälder und unterstellte die Tierwelt seiner Verfügung. Auf dem Markt von Wuhan, der als Quelle des Corona-Virus gilt, standen lebende Wolfswelpen, Eichhörnchen, Zibetkatzen, Salamander, Krokodile, Skorpione, Ratten, Füchse und Schildkröten zum Verkauf. Auch Afrika kennt viele Märkte mit lebenden Affen, Fledermäusen und Dutzenden von Vogelarten – weil die Kühlschränke fehlen. Die Nähe des Menschen bedeutet eine Willkommenskultur für Krankheitserreger, die auf Tieren leben. Die Londoner Biologin Kate Jones identifizierte 355 Krankheiten, die zwischen 1960 und 2004 aufgetaucht sind. Davon stammen 200 von Tieren. Die Corona-Pandemie hat als natürliche Reaktion den Rückzug und die Abgrenzung ausgelöst. Die Abwehr erfordert viele Gefässe anstatt dem Einheitstopf. Italien und Spanien haben ihre Gesundheitsversorgung nicht zuletzt wegen der Einheitswährung heruntergespart.
Grenzen konkretisieren die Verantwortung und fördern das Wohl. In der Bibel kommt das Wort Grenze am häufigsten im Buch Josua bei der Einnahme des Gelobten Landes vor. Gerade ein Gelobtes Land kennt seine Grenzen. Sie sind selektiv durchlässig, aber notwendig, weil auch der Mensch seine Grenzen hat. Dass die Thora nicht-koschere Tiere vom Speisezettel ausgrenzt (Leviticus 11), könnte durchaus auf Erfahrungen mit Infektionen zurückgehen.
Weltwoche 14/2020