Modische oder echte Nachhaltigkeit?

Wo Trägheit wohnt, senkt sich das Gebälk, und wo die Hände müssig sind, tropft es im Haus. (Sprüche 10,18) – Gute Vorsätze zum neuen Jahr drehten sich früher darum, kurzfristig einen Nachteil hinzunehmen um langfristig einen Vorteil zu erzielen. Zum Beispiel weniger rauchen für mehr Gesundheit oder mehr lernen für weniger Misserfolg. Auch bei grossen Dingen lassen sich Nachteile gegen Vorteile tauschen, zum Beispiel teure Unterhaltsarbeiten gegen den Einsturz von Brücken. Senken sich die Tragwerke und tropft es in Schulhäuser, so sind diese Nachteile der Preis für vermeintliche Vorteile: Man hat die Mittel vor allem für Umverteilung und Genuss verheizt anstatt die Infrastrukturen fit zu halten. Man war zu wenig nachhaltig unterwegs. Nachhaltig ist ein System dann, wenn die Aufwendungen langfristig so tragbar bleiben wie am Anfang. «Nachhaltigkeit» ist zwar ein Modewort, und manche Politiker fordern Gesundheits- und Bildungssysteme, die für das Klima nachhaltig seien. Doch damit verschleiern sie die Missstände. Das Wort stammt ja nicht aus den Selbsterfahrungsritualen der Parteieliten, sondern aus der Mathematik.
Nicht alle Nachhaltigkeitslücken sind so augenfällig wie undichte Dächer. Ich erinnere an die Rentensysteme. Das Drei-Säulen-System in der Schweiz hat grosse Vorteile, aber die zweite Säule greift zugunsten der Alten das Deckungskapital der Jungen an. Und die erste Säule ist mit der 13. AHV-Rente schon fast jenseits von gut und böse. Noch viel dramatischer ist die Lage in Frankreich und Deutschland. Die Deutschen waren lange in der Nato bevormundet und haben dadurch enorme Wehrausgaben gespart. Nun sollen sie mündig werden und bekommen Tipps vom Vormund, mit welcher Partei das am besten gelingen könnte. So oder so müssen die Umverteilungssummen im neuen Jahr runter. Das geht.

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