Und deine Nachkommen werden sein wie der Staub der Erde, und du wirst dich ausbreiten. (Genesis 28,14) – Diese Zusage erging an den Erzvater Jakob im Traum. Sie spiegelt die Sorge der Juden zu allen Zeiten um ihren Bestand. Können wir als Volk überleben angesichts der Assimilation, des Völkermords und des Antisemitismus? Doch Gott sei Dank sind die Juden, anders als viele Weltmächte, noch da. Zwar schrumpften sie schon damals. Doch gemäss dem Propheten Jesaja kann sogar ein Baumstrunk zum Samen für ein neues Wachstum werden (6,13).
Heute gehört es zu den festbetonierten Dogmen, dass eine Bevölkerung nicht schrumpfen dürfe. Das ist natürlich blanker Unsinn. Die Weltbevölkerung wächst erst seit gut 200 Jahren so steil an. Wachstumsphasen gab es schon zuvor, aber auch Dezimierungen durch Kriege, Seuchen und Hungersnöte. Im Dreissigjährigen Krieg schrumpfte die deutsche Bevölkerung regional unterschiedlich um ca. 40 Prozent. 300 Jahre vorher verloren England, Frankreich, Italien und Spanien zwischen 25 und 50 Prozent ihrer Einwohner durch die Pest. Zum Vergleich: Der Verlust Westeuropas durch den Zweiten Weltkrieg betrug 5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Stellen heute Politiker und Medien eine Bevölkerungsabnahme als Tragödie dar, so hat das nur einen Grund: Die Altersrenten. In den Sechzigerjahren sank die Geburtenzahl unter die Erhaltungsquote von 2,1 pro Frau und liegt heute in der Schweiz bei 1,58. Die Zuwanderung verschärft die Lage, denn die Rentenbezüge der Zuwanderer sind gesamthaft höher als ihre Einzahlungen. Zuwanderung erzwingt also noch mehr Zuwanderung. Deshalb ist nicht die Einwohnerzahl anzupassen, sondern die falschen Rentensysteme sind schrittweise abzuschaffen. Nichts ist normaler auf dieser Welt als Schwankungen nach oben und unten. Das gilt auch für die Bevölkerungsgrösse.
Weltwoche 50/2024